Hände mit bunten Zahnrädern

EU-Afrika-Gipfel: COVID-19 Therapie im Fokus

Neben Impfungen besteht ein dringender Bedarf und eine weltweit steigende Nachfrage nach Medikamenten zur Behandlung von SARS-CoV-2-Infektionen. Unter den verschiedenen Möglichkeiten, SARS-CoV-2-Infektionen medikamentös abzuwenden ist die Hemmung der Bindung des Virus an seinen Rezeptor auf menschlichen Zellen einer der vielversprechendsten Ansätze für eine COVID-19-Therapie, insbesondere im Zusammenhang mit neu auftretenden SARS-CoV2-Varianten. Eine heute im Vorfeld des EU-Afrika-Gipfels vorgestellte neue österreichisch-südafrikanische Initiative gibt Hoffnung auf eine effiziente Bekämpfung von COVID-19-Erkrankungen.

Wissenschafter*innen der österreichischen Initiative "Medicines for Future (M4F)", die auch auf Forschungen hochrangiger Forscher*innenteams der Medizinischen Universität Graz und der Universität für Bodenkultur Wien basiert, haben mittels In-vitro-Studien einen solchen Therapieansatz abgeschlossen und nun werden klinische Testungen vorbereitet. Die von M4F entwickelte Wirkstoffformulierung zeigt durch die pflanzliche Herstellung bei der Neutralisierung des SARS-CoV-2-Virus eine deutlich höhere Wirksamkeit in Laborexperimenten als bei herkömmlichen biotechnologischen Produktionssystemen.


Täuschkörper neutralisieren das SARS-CoV-2-Virus

Es ist geplant das Medikament als Inhalationsmittel zu verabreichen, sodass es die Bindung der Spike-Proteine des Virus an seinen Rezeptor auf menschlichen Zellen verhindert, indem es diese Rezeptoren simuliert. Diese so genannten als Täuschkörper bezeichneten ACE2-Decoys sind eine der wenigen therapeutischen Optionen, die bei der Behandlung von COVID-19, das durch neue Virusvarianten verursacht wird, höchstwahrscheinlich auf natürliche Weise wirksamer werden. Die Wirkstoffformulierung wurde in Studien an der Medizinischen Universität Graz optimiert und umfassend getestet. Die Wirksamkeit des Decoys wird im Vergleich zur konventionellen biotechnologischen Herstellung durch die Produktion in Glykan-modifizierten Pflanzen deutlich erhöht. Die neue Methode ist ressourcenschonend und erzielt eine deutlich höhere Wirkung als herkömmliche Präparate.


Zusammenarbeit mit Südafrika

Medicines for Future strebt mehrere internationale Partnerschaften an. Um zeitnah ausreichende Produktionskapazitäten auf Basis von Plant Molecular Pharming für Afrika und Europa aufzubauen, haben M4F Österreich und Cape Bio Pharms Südafrika im Rahmen des EU-Afrika-Gipfels einen Technologieaustausch für den Aufbau von GMP-Herstellungskapazitäten zur Produktion von rekombinanten SARS-CoV-2-Proteinen in Pflanzen für therapeutische Anwendungen vereinbart. Eine erste Vereinbarung zur Zusammenarbeit zwischen M4F und Cape Bio Pharms wurde heute in der Ständigen Vertretung Österreichs bei der EU in Brüssel unterzeichnet. Darüber hinaus ist sie ein starkes Signal für den weiteren Ausbau der Beziehungen und des Austauschs zwischen Europa und Afrika, beginnend mit der so wichtigen Kooperation in der biotechnologischen Forschung, Entwicklung und Vertrieb, um gemeinsam zur Bekämpfung die COVID-19-Pandemie und künftiger Pandemien beizutragen.

Anlässlich des EU-Afrika-Gipfels erklärt einer der Initiatoren von M4F, Kurt Zatloukal, Professor für Pathologie an der Medizinischen Universität Graz und Leiter des Diagnostik- und Forschungszentrums für Molekulare Biomedizin: „Der gesamte Biotechnologiesektor hat durch die COVID-19-Pandemie mehr Aufmerksamkeit als je zuvor erhalten. Bei der Suche nach Impfstoffen, Diagnostika und Therapien gegen das Coronavirus ist sie zu einem entscheidenden Innovationsfaktor geworden, um den Gesundheitssektor grenzüberschreitend zu revolutionieren. Die Zusammenarbeit mit Cape Bio Pharms aus Südafrika bringt uns unserem Ziel näher, mit Hilfe von Biologika künftig Medikamente effizienter zu produzieren, um sie sowohl dem europäischen als auch dem afrikanischen Markt zu erschwinglichen Preisen anbieten zu können.“

Josef Glössl, Professor am Institut für Angewandte Genetik und Zellbiologie der Universität für Bodenkultur Wien und Mitinitiator von M4F sagt: „Durch die Kooperation mit Cape Bio Pharms hat die Initiative Medicines for Future in kurzer Zeit eine internationale Dimension erreicht und stärkt Österreichs Position als Forschungs- und Innovationsstandort. Darüber hinaus werden die Beziehungen zwischen Europa und Afrika in den Bereichen Forschung, Innovation und gemeinsamer Anstrengungen zur Förderung des Kapazitätsaufbaus, der insbesondere im Kampf gegen SARS-CoV-2 und für eine bessere Vorbereitung auf künftige Pandemien so wichtig geworden ist, weiter gefördert.“

Belinda Shaw, CEO und Gründerin von Cape Bio Pharms, erklärt: „Unser Ziel ist es, in jeder Hinsicht zur Gewährleistung effizienter Bekämpfung von Infektionskrankheiten in Afrika beizutragen. Die Zusammenarbeit mit Medicines for Future ist ein hoch interessanter und wichtiger Meilenstein für Cape Bio Pharms, vor allem angesichts der bereits gezeigten und deutlich besseren Funktionalität des in Pflanzen hergestellten ACE2-Decoys und der Tatsache, dass wir durch diese Zusammenarbeit und den Technologietransfer den Zugang für Afrika sichern.  Dies ist der Anfang vieler innovativer Therapeutika, die zweifelsohne in Pflanzen besonders gut produziert werden können.“


Über Medicines for Future

Medicines for Future (M4F) ist eine wissenschaftlich basierte internationale Biotechnologie-Initiative aus Österreich, die auch auf der Forschung hochrangiger Forschungsteams der Medizinischen Universität Graz und der Universität für Bodenkultur Wien basiert. Das Ziel von M4F ist es, effiziente und erschwingliche Medikamente für Menschen in weltweiten Partnerschaften zu produzieren, indem es durch Plant Molecular Pharming innovativ zur Entwicklung und skalierbaren Herstellung von Medikamenten beiträgt.


Über Cape Bio Pharms

Cape Bio Pharms aus Kapstadt, Südafrika, wurde 2014 gegründet, um das kommerzielle Potenzial von Pflanzen-basierten transienten Expressionsplattformen zu erschließen, die über viele Jahre hinweg von der Biopharming-Forschungseinheit von Professor Ed Rybicki an der Universität Kapstadt entwickelt wurde. Dabei handelt es sich um eine Plattform, die eine entfernte Verwandte der Tabakpflanze als leistungsstarken biologisch abbaubaren Einweg-Bioreaktor nutzt. Es handelt sich um eine bahnbrechende Expressionsplattform, die perfekt auf die Bedürfnisse Afrikas zugeschnitten ist, da sie im Vergleich zu herkömmlichen Systemen erhebliche wirtschaftliche Vorteile bietet: niedrigere Produktionskosten, schnellere Markteinführung, Flexibilität bei der Skalierung, Vielseitigkeit bei der Herstellung einfacher und komplexer molekularer Strukturen und eine im Vergleich zu herkömmlichen Plattformen relativ kurze Errichtungszeit. Cape Bio Pharms lizenziert die kommerzielle Produktion an seine Tochtergesellschaft Cape Biologix Technologies, um eine Reihe von rekombinanten SARS-CoV-2-Proteinen auf pflanzlicher Basis für Diagnose- und Forschungszwecke im kommerziellen Maßstab herzustellen.

Textnachweis: RolofsCommunications
Bildnachweis: Permanent Representation of Austria to the EU