Aepfel in einem Korb - Credit: Serenkonate/adobe.stock.com

Apfel-Allergie: Alte Sorten werden oft besser vertragen

Dass der tägliche Biss in einen Apfel den Gang zum*zur  Ärzt*in erspart, hat mehr als einen wahren Kern. Das beliebteste Obst der Österreicher*innen hat es in sich, wenn es um gesunde Inhaltsstoffe geht.

Aber nicht jeder kann bedenkenlos in die Steige greifen: Es muss nicht der Fruchtzucker sein, auf den Menschen mit Unverträglichkeiten meist mit Verdauungsproblemen reagieren. In Äpfeln stecken unterschiedliche Allergene, wie zum Beispiel das hitzeresistente „Mal d 3“, ein Lipid-Transfer-Protein (LTP). „Bei einer Allergie darauf, kommt es zu teils schweren Reaktionen. Allerdings reagieren nur sehr wenige Menschen in unseren Breiten darauf“, sagt Gunter Sturm, Facharzt für Dermatologie und Venerologie mit Spezialisierung auf Allergologie an der Med Uni Graz.


Kreuzreaktion von Apfel und Birkenpollen

Eine deutlich größere Bedeutung hat hingegen das Allergen „Mal d 1“: Wer darauf allergisch reagiert, bei dem kann es nach dem Genuss von Äpfeln zu lokalen Schwellungen, Rötungen oder Juckreiz bis hin zu Bläschenbildung im Mund- und Rachen- sowie Ohrenbereich kommen. Dieses sogenannte orale Allergiesyndrom ist eine sehr häufige Begleiterscheinung einer Birkenpollenallergie: Bis zu 75 Prozent aller Menschen mit einer Birkenpollenallergie leiden auch unter einer mehr oder weniger starken Allergie gegen Äpfel, Haselnüsse oder Steinobst wie Pfirsiche und Kirschen.

Der Grund für diese Kreuzreaktion ist die große Ähnlichkeit des Apfelallergens „Mal d 1“ und dem Birkenpollenallergen „Bet v 1“ – das menschliche Immunsystem verwechselt die beiden Proteine miteinander und reagiert deshalb auf beide. „Diese Eiweiße sind sehr instabile Nahrungsmittelallergene, die keine schweren Reaktionen hervorrufen“, sagt Sturm. Lästig sind sie aber allemal. „Besonders im Frühling, wenn die Pollensaison beginnt, reagiert man meist auch auf Obst stärker, weil das Immunsystem durch die Reize aktiviert ist.“


Manche alten Sorten enthalten weniger Allergene

Dabei enthalten die gängigen Apfelsorten im Supermarktregal wie der „Golden Delicious“, „Granny Smith“ oder „Gala“ mehr Allergene als viele alte Sorten, die von Betroffenen mit weniger oder sogar keinen Symptomen gegessen werden können. Dazu gehören zum Beispiel „Gravensteiner“ oder „Roter Boskoop“.

Dahinter steckt die Optimierung der Früchte auf möglichst hohen Ertrag: „Es wird vermutet, dass diese Allergene eine Schutzwirkung für die Früchte haben und vermehrt ausgeschüttet werden, wenn sie Stress ausgesetzt sind. Also zum Beispiel, wenn sie sich gegen Schädlinge wehren müssen. Widerstandsfähigere Sorten enthalten also mehr von diesen Proteinen, die aber auch gleichzeitig Allergene für den Menschen sind“, sagt Sturm.

In Studien haben vor einigen alten Apfelsorten solche mit rotem Fruchtfleisch wie etwa „Baya Marisa“ oder „Redlove“ im Hinblick auf die Verträglichkeit sogar noch besser abgeschnitten. Es gibt allerdings auch neuere Züchtungen wie „Pink Lady“ und „Santana“, die vergleichsweise wenige Allergene enthalten.

Studien legen nahe, dass Betroffene durch den regelmäßigen Verzehr allergenarmer Sorten toleranter gegenüber allergenhaltigeren werden und auch damit auch die Symptome der Birkenpollenallergie reduzieren können. „Umgekehrt kann eine Immuntherapie gegen eine Birkenpollenallergie die Unverträglichkeit von Obst oder Nüssen in den meisten Fällen leider nicht reduzieren“, sagt Sturm.


Textnachweis: Karin Riess, KLEINE ZEITUNG, 21.10.2021