Die moderne Evidenz-basierte Medizin wird stark von der Anwendung neuer Technologien und von standardisierten Arbeitsprozessen geprägt. Für das Gespräch zwischen Patient*innen und Behandler*innen bleibt dabei oft nur wenig Zeit. Gespräche werden deshalb in vielen Bereichen des modernen Gesundheitssystems auf das spezielle Thema des Aufklärungsgesprächs reduziert. Medizin wird so im Extremfall zur reinen Anwendung von Algorithmen und Techniken, ohne die besondere Bedeutung des Gesprächs für Diagnostik und Behandlung von kranken Menschen zu würdigen. Hören und Sprechen sind in der Medizin jedoch hochwirksame Mittel, um einerseits konkreten Ursachen von Erkrankung und individuellem Leid auf den Grund zu gehen und andererseits lindernd und heilend auf Erkrankungszustände einzuwirken. Dies gilt für die Medizin im Allgemeinen und ganz besonders für die Altersmedizin, sind doch geriatrische Patient*innen besonders häufig von physischen und seelischen Vielfacherkrankungen und von Einschränkungen in ihren Alltagsfähigkeiten betroffen.