Am 25. und 26. September 2025 findet an der Med Uni Graz der 10. Österreichische Primärversorgungskongress statt. Im Zentrum der diesjährigen Veranstaltung steht das Thema digitale Transformation in der Primärversorgung. Diskutiert wird, welche Chancen sich daraus für Patient*innen, Versorger*innen und das Gesundheitssystem ergeben – und welche Risiken dabei bedacht werden müssen. Nicht nur der Primärversorgungskongress feiert heuer ein rundes Jubiläum. Auch das Institut für Allgemeinmedizin und evidenzbasierte Versorgungsforschung (IAMEV) an der Med Uni Graz zelebriert dieses Jahr sein 10-jähriges Bestehen.
Digitalisierung auf dem Vormarsch
Digitale Tools werden in der Primärversorgung immer stärker eingesetzt – die Entwicklung verläuft rasant und verändert sich von Monat zu Monat. „Telemedizinische Anwendungen wie das Telewundmanagement, digitale Lösungen für eine abgestimmte Versorgung chronisch Kranker sowie die Einführung der Diagnosekodierung in der Primärversorgung sind nur einige Beispiele für diese dynamische Entwicklung. Erst wenn wir wissen, welche Diagnosen unsere Patient*innen haben, können wir wesentliche Versorgungslücken aus Routinedaten identifizieren und relevante Forschungsfragen ableiten“, so Andrea Siebenhofer-Kroitzsch, Leiterin des IAMEV.
Auch die Rolle der Digitalisierung für den Versorgungsauftrag wird diskutiert. Klar ist: Digitale Anwendungen sind mittlerweile ein wesentlicher Bestandteil der Gesundheitsversorgung. „Damit sie ihren Beitrag im Rahmen eines öffentlich finanzierten Gesundheitssystems leisten können, müssen sie denselben hohen Standards genügen wie alle anderen Interventionen. Nur so kann der Versorgungsauftrag in vollem Umfang erfüllt werden“, betont Stefan Korsatko vom Organisationsteam des Primärversorgungskongresses. „Wir bringen Gesundheitsprofessionist*innen mit Vertreter*innen der Kassen und der Politik zusammen, denn nur durch einen offenen Dialog kann die digitale Transformation im Gesundheitsbereich gelingen“, so Stefan Korsatko weiter.
Einen wesentlichen Beitrag zum Digitalisierungsprozess leistet auch das IAMEV der Med Uni Graz. „Beispielsweise spielen Studierende eine entscheidende Rolle, da sie digitale Kompetenzen erwerben und lernen müssen, um digitale Tools auch in der zukünftigen Versorgung sicher anwenden zu können“, unterstreicht Andrea Siebenhofer-Kroitzsch.
Unterdurchschnittliche Förderung für Versorgungsforschung
Angesichts der demografischen Entwicklung mit immer weniger Versorgenden und einem wachsenden Pflegebedarf ist die Digitalisierung bzw. Teilautomatisierung unverzichtbar, um die Versorgung sicherzustellen. Für eine gelungene digitale Transformation braucht es Versorgungsforschung. Die Förderung in diesem Bereich liegt in Österreich jedoch deutlich unter dem europäischen Durchschnitt – ein Thema, das ebenfalls im Rahmen des PV-Kongresses kritisch beleuchtet wird. Neben wissenschaftlichen Vorträgen und Workshops bietet der Kongress zudem auch interaktive Elemente wie Live-Befragungen, Posterpräsentationen und Praxisbeispiele. Weitere Informationen zum Programm finden sich unter www.pv-kongress.at.
10. Österreichischer Primärversorgungskongress
Zeit: 25. bis 26. September 2025
Ort: Aula der Medizinische Universität Graz
Neue Stiftingtalstraße 6
8010 Graz
Web: https://www.pv-kongress.at
Steckbrief: Stefan Korsatko
Stefan Korsatko ist Privatdozent und arbeitet als Hausarzt im Primärversorgungszentrum Medius in Graz. Dort sorgt ein interprofessionelles Team für eine wohnortnahe medizinische Versorgung. Zusätzlich ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter des Instituts für Allgemeinmedizin und evidenzbasierte Versorgungsforschung (IAMEV) der Medizinischen Universität Graz mit Schwerpunkt Kongressorganisation und in den Arbeitsbereichen Versorgungsforschung, Allgemeinmedizin und Lehre tätig, wo er schwerpunktmäßig in die Ausbildung von Studierenden der Medizinischen Universität Graz involviert ist.
Steckbrief: Andrea Siebenhofer-Kroitzsch
Andrea Siebenhofer-Kroitzsch ist Professorin für Allgemeinmedizin und evidenzbasierte Versorgungsforschung sowie Vorständin des Instituts für Allgemeinmedizin und evidenzbasierte Versorgungsforschung (IAMEV). An der Med Uni Graz beschäftigt sie sich mit der Anwendung von Forschungsmethoden der Versorgungsforschung, der evidenzbasierten Medizin und der qualitativ hochwertigen medizinischen Versorgung in der Allgemeinmedizin und bei chronischen Erkrankungen. Sie ist auch Professorin für chronische Krankheit und Versorgungsforschung und stellvertretende Direktorin des Instituts für Allgemeinmedizin an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main.