Im Wiener Erzbischöflichen Palais wurden Spitzenforscher*innen und Nachwuchstalente mit den Kardinal-Innitzer-Förderpreisen für herausragende wissenschaftliche Forschungsleistungen geehrt. Zwei der acht Förderpreise gingen mit Sebastian Schwaminger und David Zweiker an Forscher der Med Uni Graz.
Sebastian Schwaminger
Sebastian Schwaminger vom Lehrstuhl für Medizinische Chemie untersucht, wie Biomoleküle transportiert werden und miteinander wechselwirken – vor allem in komplexen Umgebungen wie dem Zellinneren oder im Blut. Dieses Wissen ist wichtig für Diagnostik, Therapie und die Entwicklung neuer Ansätze in der Nanomedizin.
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Kombination von künstlichen Materialien mit Biomolekülen. Dafür werden sowohl Experimente als auch Computersimulationen genutzt, um ihr Verhalten und ihre Bindungsstärken vorherzusagen. Besonders wichtig ist dabei die Untersuchung von Nanomaterialien wie Eisenoxid und deren Interaktion mit Peptiden, die für medizinische Anwendungen genutzt werden können.
Zusätzlich wird das „Effective Implicit Surface “-Modell (EISM) vorgestellt, mit dem sich solche Interaktionen zuverlässig vorhersagen lassen. Das ist vielversprechend für die Entwicklung neuer Systeme zum Transport von Arzneimitteln.
Das Forschungsgebiet umfasst außerdem die Herstellung und Analyse von Eisenoxid-Nanopartikeln sowie deren Einsatz in Medizin, Umwelttechnologie und Energiespeicherung. Beispiele dafür sind die immunmagnetische Trennung zur Bakteriennachweis oder die gezielte Freisetzung von Wirkstoffen.
Insgesamt bewegt sich die Forschungsarbeit von Sebastian Schwaminger an der Schnittstelle zwischen physiologischer Chemie, Nanotechnologie und Biologie und zeigt das große Potenzial von Nanomaterialien für verschiedene wissenschaftliche und medizinische Anwendungen.
Sebastian Schwaminger ist seit Februar 2022 für „Nanomaterialien für den Transport von Biomolekülen“ am Lehrstuhl für Medizinische Chemie des Otto Loewi Forschungszentrums der Medizinischen Universität Graz verantwortlich. Nach dem Studium des Chemieingenieurwesens an der Technischen Universität München (2007–2013) folgte ein Doktoratsstudium im Bereich Nanotechnologie an der Professur für Selektive Trenntechnik an der TU München. Bei Forschungsaufenthalten in Lund (2011), Dublin (2018) und Ljubljana (2022) sammelte Schwaminger Erfahrung mit nanopartikulären Systemen und deren Interaktionen mit Biomolekülen und Organismen.
Mit einem EU-finanzierten Marie-Skłodowska-Curie-Stipendium leitete er ein Forschungsprojekt am Massachusetts Institute of Technology (2021), bei dem das Bindeverhalten von Biomolekülen an Nanopartikel elektrisch gesteuert wird. Er beschäftigt sich am Otto Loewi Forschungszentrum mit der Synthese und Charakterisierung von Nanomaterialien im Bereich der Kreislauf- und Gefäßforschung. Sein Schwerpunkt ist die Nutzung magnetischer Nanomaterialien für medizinische und pharmazeutische Anwendungen. Besonders eisenoxidbasierte Nanomaterialien sollen genutzt werden, um magnetisch kontrollierten Wirkstofftransport zu ermöglichen.
David Zweiker
Die Habilitation von David Zweiker mit dem Titel „Management des Schlaganfallrisikos bei Vorhofflimmern“ beschäftigt sich mit der häufigsten relevanten Rhythmusstörung der westlichen Welt. Definiert als ungeordnete Aktivierung der Vorhöfe, führt Vorhofflimmern – unabhängig von der Symptomatik – zu einer Verfünffachung des Schlaganfallrisikos und jeder fünfte Schlaganfall ist auf Vorhofflimmern zurückzuführen.
Eine frühe Erkennung und adäquate Behandlung – meist mittels Antikoagulation – ist daher sehr wichtig, um die Prognose von Patient*innen mit dieser Rhythmusstörung zu verbessern.
David Zweiker absolvierte seine Facharztausbildung für Innere Medizin und Kardiologie an der Medizinischen Universität Graz und an der Klinik Ottakring, sowie ein Masterstudium für invasive Elektrophysiologie am renommierten San Raffaele Spital in Mailand 2020-2021, ehe er schließlich sein Doktorat für Medizinische Wissenschaften (2021) und seine Habilitation (2024) an der Medizinischen Universität Graz absolvierte. Er forscht weiterhin an der kardiologischen Abteilung in der Arbeitsgruppe Rhythmologie von Daniel Scherr.