Lesung: 125 Jahre Medizinstudium für Frauen in Österreich - Foto: whitestorm/AdobeStock.com

Lesung: 125 Jahre Medizinstudium für Frauen in Österreich

Diese Woche lud die Med Uni Graz im Rahmen der Reihe “Medizin & Gesellschaft” zu einer Lesung aus dem Buch “Ärztinnen, die Geschichte schrieben – 125 Jahre Medizinstudium für Frauen in Österreich” der Autorin Birgit Kofler‑Bettschart in die Universitätsbibliothek. 

Im Buch beleuchtet Birgit Kofler-Bettschart die Epoche seit 1900 – dem Jahr, in dem Frauen in Österreich erstmals ein Medizinstudium beginnen durften. Die Autorin präsentierte die Lebenswege der Pionierinnen, die gesellschaftlichen und bürokratischen Hürden sowie die Erfolge, die sich über die Jahrzehnte ergaben. Im Fokus standen dabei sowohl ganz frühe Medizinstudentinnen wie auch die heutige Situation weiblicher Ärztinnen.

In der Lesung wurden verdeutlicht, wie stark Frauen in der Medizin anfangs mit Widerständen – etwa der Ablehnung des Studiums, später fehlenden Arbeitsperspektiven – zu kämpfen hatten.

Besonderes Augenmerk galt im Rahmen der Lesung den Grazer Pionierinnen Oktavia Aigner-Rollett, der ersten promovierten Ärztin von Graz, und Dora Börner-Parzelt, der ersten weiblichen Habilitierten in den Fächern Histologie und Embryologie an der Universität Graz. Ihre Lebenswege stehen beispielhaft für Mut, Entschlossenheit und wissenschaftliche Exzellenz - das betonte auch Eva Mohringer-Milowiz, die Enkeltochter von Dora Börner-Parzelt, welche dankenswerterweise der Einladung der Med Uni Graz zur Lesung folgte und spannende Anekdoten zu ihrer Großmutter mit dem Publikum teilte.

Im Anschluss an die Lesung folgte eine lebhafte Fragerunde, in der die historische Entwicklung von Frauen im Medizinstudium bis zur heutigen Situation diskutiert wurde. Thematisiert wurden insbesondere die Sichtbarkeit und Anerkennung von Ärztinnen in früheren Jahrzehnten, die strukturellen und kulturellen Hürden für Frauen in der Medizin sowie die Herausforderungen, die auch heute noch bestehen, etwa die Hürden bei der Vereinbarkeit von “Kind und Karriere”. Die Veranstaltung bot einen gelungenen Rückblick auf ein bedeutendes Kapitel der österreichischen Medizingeschichte. 
 

Steckbrief Birgit Kofler-Bettschart

Birgit Kofler-Bettschart stammt aus Tirol, lebt und arbeitet heute in Wien und Triest. Nach einem Studium der Rechtswissenschaften war sie zunächst beim UNESCO in Paris tätig, anschließend im diplomatischen Dienst Österreichs und als Kabinett-Mitarbeiterin im Gesundheitsministerium. Schließlich machte sie sich als Journalistin, Kommunikationsberaterin und Verlegerin selbstständig. Ihr Werk „Ärztinnen, die Geschichte schrieben“ verbindet historische Recherche mit journalistischem Blick – sie portraitiert Pionierinnen der Medizin, ihre beruflichen Lebenswege und die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, unter denen sie wirkten.