MS ist bislang nicht heilbar - Foto: New Africa/AdobeStock.com

Multiple Sklerose: Heute bereits gut behandelbar

Multiple Sklerose (MS) ist eine autoimmunvermittelte Erkrankung, bei der es durch fehlgesteuerte Immunreaktionen zu entzündlichen Prozessen und folglich zu Schädigungen im zentralen Nervensystem kommt. Die Symptome sind je nach Lokalisation sehr unterschiedlich und reichen von Sehstörungen über Sensibilitätsstörungen bis hin zu Lähmungen oder geistigen Einschränkungen. Die gute Nachricht: Dank der 2024 aktualisierten Diagnosekriterien und stetig weiterentwickelter Therapieoptionen kann die Erkrankung heute früher erkannt und damit früher sowie deutlich besser behandelt werden.


Verlauf erfolgt meist in Schüben

Meist verläuft die Erkrankung schubförmig, in seltenen Fällen kann man bereits zu Beginn einen schleichend fortschreitenden (progredienten) Verlauf beobachten. Auch ein Übergang von einem schubförmigen in einen progredienten Verlauf ist möglich. Diese Unterscheidung benötigen Ärzt*innen für den korrekten Einsatz der unterschiedlichen Medikamente.


Aktuelle Diagnosekrieterien

„Eine rasche und korrekte Diagnose durch erfahrene Neurolog*innen ist entscheidend für einen günstigen Krankheitsverlauf“, betont Christian Enzinger, Vorstand der Universitätsklinik für Neurologie an der Medizinische Universität Graz, im Fachmagazin „Ärzte Krone“. „Hier hat sich einiges getan: Die jüngste Aktualisierung der Diagnosekriterien 2024 ermöglicht eine noch frühere und präzisere Diagnosestellung. Es spielen etwa Bildgebung mittels MRT (inklusiver neuer Merkmale) und die Liquordiagnostik eine zentrale Rolle.“ Die Therapie der akuten MS-Schübe erfolgt mittels hochdosierter Kortisongabe als Infusionstherapie normalerweise über 3-5 Tage.

Die gezielte Symptomtherapie kann einerseits medikamentös erfolgen, andererseits auch durch Rehabilitationsmaßnahmen wie z. B. Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie. Hierbei sollen bei MS häufig auftretende Symptome wie Spastik-Schmerzen oder Harnentleerungsstörungen gezielt behandelt werden. Verlaufsmodifizierende Therapien greifen in den Entzündungsprozess ein und sollen das Fortschreiten der Erkrankung und das Neuauftreten von Krankheitsschüben bremsen.


Moderne Therapien geben Hoffnung

Obwohl eine Heilung derzeit nicht möglich ist, lässt sich der Verlauf durch moderne Therapien heute deutlich positiv beeinflussen. „Das Ziel der Behandlung bei Multipler Sklerose ist es, die Anzahl der Krankheitsschübe zu verringern, neue Schäden im Gehirn zu verhindern, das Fortschreiten der Behinderung zu verlangsamen und so die Lebensqualität möglichst lange zu erhalten“, fasst Bettina Heschl von der MS-Ambulanz an der Universitätsklinik für Neurologie zusammen.


Viele neue Medikamente

Für die Therapie der schubförmigen MS stehen aktuell viele wirksame Medikamente zur Verfügung. Neuere Studiendaten zeigen, dass ein früher Einsatz hochwirksamer Therapien langfristig vorteilhaft sein kann – auch im Hinblick auf die Verhinderung fortschreitender Verläufe. Die Therapie der progredienten, schleichend verlaufenden MS stellt hingegen nach wie vor eine große Herausforderung aufgrund unterschiedlicher Entzündungsmechanismen dar.

Die Behandlung der Multiplen Sklerose umfasst die Behandlung akuter Schübe, eine Therapie, die helfen soll, die Schübe hintanhalten zur Verhinderung neuer Entzündungen sowie die Therapie von Symptomen. Anhand intensiver Forschung zeigte sich in den vergangenen Jahren ein enormer Zuwachs neuer Medikamente zur Behandlung der MS. Weitere Therapieoptionen werden aktuell in klinischen Studien untersucht und bei positiven Ergebnissen vielleicht schon bald Eingang in die Therapieliste finden.


Individuelle Behandlung notwendig

Welches Medikament jedoch für den jeweiligen Patienten geeignet ist, muss individuell entschieden werden. Wichtig ist auch eine gemeinsame Entscheidung nach ausführlicher Aufklärung, um eine möglichst gute Krankheitskontrolle bei möglichst geringen Nebenwirkungen zu gewährleisten.

Textnachweis: Eva Greil-Schähs, Kronenzeitung vom 02.09.2025