COVID-19

COVID-19: Aktuelle Umfrage zeigt zunehmend hohe Impfbereitschaft

Im Rahmen einer durch Forscher*innen der Med Uni Graz und der AGES durchgeführten Befragung wurden die Impfbereitschaft bzw. der Impfstatus in der österreichischen Bevölkerung erhoben. „Zum Befragungszeitpunkt (20.04. – 09.06.2021) sind rund 50% der Befragten zumindest einmal geimpft, zusätzlich lässt sich bei den Nicht-Geimpften eine hohe Impfbereitschaft erkennen, da sich noch weitere 30% der Befragten impfen lassen wollen“, freut sich die Studienleiterin Andrea Siebenhofer-Kroitzsch. Es ist daher anzunehmen, dass im Vergleich zu den Vormonaten die Impfbereitschaft deutlich gestiegen ist, auch wenn es wahrscheinlich ist, dass eher Impfwillige an der Befragung teilgenommen haben. „Im Rahmen der COVI-Ad Studie mit rund 1.000 Personen ging es unter anderem darum, durch persönliche Gespräche zu erfahren, welche Faktoren dafür verantwortlich sind, dass sich jemand nicht impfen lässt. Besonders die Sorgen und Ängste der Unschlüssigen wollten wir besser verstehen“, betont die Studienleiterin Andrea Siebenhofer-Kroitzsch.
 

Niederschwelliges und laiengerechtes Informationsangebot ausbauen
Unentschlossene, die insgesamt 6% der Befragten ausmachten, nannten am häufigsten Aspekte, wie beispielsweise die Angst vor Impfreaktionen und Nebenwirkungen, eine als unzureichend eingeschätzte Studienlage (Evidenz) – auch zur Wirksamkeit - und den Willen noch zuzuwarten, als Grund, warum sie sich bis dato noch nicht impfen ließen. Rund 12% der Befragten wollen sich nicht impfen lassen, wobei von diesen Personen ebenso die Angst vor Impfreaktionen und Langzeitschäden sowie unzureichende Evidenz, aber auch die fehlende Notwendigkeit als Gründe gegen eine Impfung angegeben wurden. Auch wenn in dieser Gruppe knapp die Hälfte eine Impfung kategorisch ablehnt, ist es doch die andere Hälfte, die sich unter bestimmten Anreizaspekten eine Impfung vorstellen könnte. Hinsichtlich der Frage, ob eine Impfung generell vorstellbar ist, fand sich kein Einfluss durch Alter, Geschlecht, Bildung und Migrationshintergrund.

Was die Studienleiterin beschäftigt, sind die Sorgen jener, die sich nicht impfen lassen wollen, „wichtig ist es die Menschen und ihre Ängste ernst zu nehmen. Wir müssen die Thematik Impfreaktionen/Impfnebenwirkungen besser aufbereiten, sodass auch medizinische Laien nachvollziehen können, welche Risiken und welche Chancen einer Impfung für jede einzelne Person und für die Gesellschaft innewohnen.“

„Für uns ist das eine klare Botschaft, dass die bisherigen Informationsangebote nicht ausreichend waren und wir auf mehr qualitätsgesicherte Impfinformationen setzen müssen, gerade auch um Halbwahrheiten und Mythen entgegen halten zu können“, erläutert die Sektionschefin Katharina Reich und weiter: „Solche Befragungen helfen uns die Bevölkerung besser zu verstehen, weshalb wir im Ministerium gerade auch wieder ganz aktuell gezielt auf eine noch bessere Kommunikation mit der Bevölkerung setzen.“

Daniela Schmid vom Institut für Infektionsepidemiologie & Surveillance von der AGES findet diese Ergebnisse besonders wichtig: „Die vielen Kommentare der noch Unschlüssigen zeigen, dass hinsichtlich der Impfkommunikation noch einiges zu intensivieren ist“, denn so Daniela Schmid weiter: „trotz der starken verfügbaren Evidenz der Wirksamkeit und Sicherheit des Impfstoffes, gibt es nach wie vor in der Bevölkerung Unsicherheit. Auf Basis dieser erhobenen Daten kann es nun möglich sein, die notwendigen Schritte zu setzen, um die Impfquote zu erhöhen und eine neuerliche Epidemiewelle zu verhindern. Obwohl unwahrscheinlich viele Daten innerhalb kürzester Zeit ausgewertet wurden und das Risiko schwerwiegender Impfnebenwirkungen äußerst gering ist, möchten doch viele die Situation noch beobachten und mit einer Impfung zuwarten.“


Impfbereitschaft ist generell als hoch einzustufen
Bisherige Studien haben gezeigt, dass die generelle Impfbereitschaft wie z.B. im Vergleich zur Grippeimpfung in Österreich deutlich höher liegt. Das bedeutet, dass für die meisten Impfungen die Teilnahmequoten geringer sind, sodass es beachtlich ist, wie hoch die COVID-19 Impfbereitschaft ist. Weiterführend meint die Landesrätin für Gesundheit Martina Rüscher: „Nun heißt es aber dran bleiben, damit keine sommerliche Impfmüdigkeit eintritt, um besonders die Unentschlossenen zu erreichen. Daher haben wir in der Modellregion Vorarlberg auf ein besonders niederschwelliges Angebot gesetzt. Durch einen mobilen Impfbus mit Einmalimpfstoff, Last-Minute-Angeboten für Kurzentschlossene und Walk-In-Angebot ohne Anmeldung setzen wir auf eine breite Palette an Möglichkeiten sich diesen Sommer impfen zu lassen.“

Auch in Kärnten sollen niederschwellige Angebote die Durchimpfungsrate erhöhen. „Ohne Voranmeldung, einfach vorbeikommen und impfen lassen, ist beispielsweise das Angebot, das den Bürgerinnen und Bürgern bei unseren freien Impftagen gemacht wird. In St. Veit brachte diese Aktion bereits Erfolg, ließen sich über 1.000 Personen an einem Sonntag gegen das Coronavirus schutzimpfen – im August geht es in Wolfsberg und Villach weiter“, so der Kärntner Landeshauptmann Peter Kaiser. Zusätzlich werden schon ab 14. August mobile Impfteams jene Gemeinden ansteuern, in denen die Impfbereitschaft bisher aus verschiedenen Gründen niedriger war.

Bei den Impfskeptiker*innen liegt die Lage anders. Während entsprechend den Ergebnissen ca. 6% der Befragten kategorisch durch keinerlei Motivation zu gewinnen sind, könnten immerhin weitere 6%, die sich eigentlich nicht impfen lassen wollen, unter bestimmten Umständen für eine Impfung motiviert werden. Hier könnte eventuell durch noch mehr Information bzgl. eines zusätzlichen Nutzens wie Erleichterungen beim Reisen und dem Wegfall von Zutrittstests die Hemmschwelle für die Impfung gesenkt werden.


Impfkritische Bevölkerungsgruppe bestmöglich informieren und aufklären
Zusammenfassend zeigte der Großteil der Befragten zum Zeitpunkt der Befragung eine hohe Impfbereitschaft, sodass man bei unverändert hoher Impfrate mit einem baldigen Gemeinschaftsschutz rechnen kann. Die Sommermonate sind in jedem Fall zu nützen, um auch die bisher Unentschlossenen und Impf-Ablehnenden transparent und objektiv zu informieren und den potenziellen Nutzen zum eigenen und zum Schutz der Mitmenschen zu kommunizieren. Weitere niedrigschwellige Angebote, wie von der Bundesregierung und in der Modellregion angedacht, sind ebenfalls wesentliche Vorhaben, um gerade jetzt bei den sehr niedrigen Fallzahlen keine Impfmüdigkeit aufkommen zu lassen. „Wir wollen glaubhaft und transparent informieren und somit auch die zum Glück relativ kleine Gruppe der impf-kritischen Bevölkerung erreichen“, kommentiert die Studienleiterin abschließend.


COVI-Ad: Umfrage in Kärnten und Vorarlberg ermöglicht die Bedürfnisse vor Ort besser zu verstehen
Die Erhebung und Auswertung der Einflussfaktoren auf das individuelle Verhalten unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen in der COVID-19 Pandemie waren die zentralen Themen dieses KAP-Survey (Knowledge – Attitude – Practice). In Kooperation mit Daniela Schmid, Leiterin des Instituts für Infektionsepidemiologie & Surveillance von der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit GmbH (AGES) führten die Wissenschafter*innen der Med Uni Graz rund um Andrea Siebenhofer-Kroitzsch, Institut für Allgemeinmedizin und evidenzbasierte Versorgungsforschung, und Alexander Avian, Institut für Medizinische Informatik, Statistik und Dokumentation, in Kärnten und Vorarlberg von April bis Juni 2021 eine repräsentative telefonische Umfrage mit 1003 ausgewählten Kärntner*- und Vorarlberger*innen durch, um das „Stimmungsbild“ hinsichtlich der COVID-19 Präventionsmaßnahmen einzufangen, wobei auch die Impfbereitschaft ein großes Thema einnahm.

Diese Daten liefern wichtige Ansatzpunkte für ein weiteres Krisenmanagement, wie es etwa in den Herbst- und Wintermonaten wieder auf uns zukommen könnte.


Steckbrief: Andrea Siebenhofer-Kroitzsch
Andrea Siebenhofer-Kroitzsch ist Professorin für Allgemeinmedizin und evidenzbasierte Versorgungsforschung sowie Vorständin des Instituts für Allgemeinmedizin und evidenzbasierte Versorgungsforschung (IAMEV). An der Med Uni Graz beschäftigt sie sich mit der Anwendung von Forschungsmethoden der Versorgungsforschung, der evidenzbasierten Medizin und der qualitativ hochwertigen medizinischen Versorgung in der Allgemeinmedizin und bei chronischen Erkrankungen. Sie ist auch Professorin für chronische Krankheit und Versorgungsforschung und stellvertretende Direktorin des Instituts für Allgemeinmedizin an der J.W. Goethe Universität in Frankfurt am Main.

Kontakt

Univ.-Prof.in Dr.in
Andrea Siebenhofer-Kroitzsch  
Institut für Allgemeinmedizin und evidenzbasierte Versorgungsforschung (IAMEV)
T: +43 316 385 73555