Alzheimer und Demenz betreffen zahlreiche Familien in Österreich. Schätzungen zufolge leiden hierzulande etwa 175.000 bis 200.000 Menschen an einer Form der Demenz. Die Erkrankung ist nicht nur für die Betroffenen selbst, sondern ist auch für ihre Angehörigen sehr belastend. An der Med Uni Graz wird intensiv an Möglichkeiten zur Diagnose und Früherkennung der Erkrankung geforscht. Am 17. September lädt die Österreichische Alzheimer Gesellschaft zudem zur Jahrestagung an den Campus der Med Uni Graz, im Rahmen derer auch ein Tag mit Informationsveranstaltungen für Betroffene und Angehörige stattfindet.
Biomarkerforschung und Neuroimaging als Schlüsselmethoden
In enger Zusammenarbeit bündeln die Arbeitsgruppen Demenz, Biomarkerforschung und Neuroimaging ihre Expertisen. Ein besonderer Schwerpunkt der Universitätsklinik für Neurologie der Med Uni Graz liegt auf der Biomarkerforschung über die gesamte Lebensspanne hinweg. So konnte in einer in Nature Communications publizierten Arbeit erstmals gezeigt werden, dass Neurofilament light chain (NfL) bereits beim normalen Altern mit Veränderungen des Gehirns zusammenhängt. Dieses Wissen wird nun auf Demenzerkrankungen übertragen: Laufende und geplante Projekte befassen sich mit einer Vielzahl von Markern, welche im Liquor gefunden werden können, um neue diagnostische und prognostische Marker zu etablieren – zukünftig auch im Hinblick auf die neuen Antikörpertherapien. Eine wichtige Rolle spielt auch die MRT. Forscher*innen der Universitätsklinik für Neurologie haben einen Algorithmus entwickelt, der das Volumen des Hippocampus präziser als herkömmliche Methoden quantifizieren kann. Dieser könnte künftig ebenfalls dabei helfen, den Erfolg neuer Alzheimer-Therapien besser einzuschätzen.
Kooperationen im Kampf gegen die Demenz
Darüber hinaus ist Graz federführend an PRODEM, der größten multizentrischen Demenzstudie Österreichs, beteiligt. Zahlreiche Publikationen aus diesem Register haben gezeigt, wie EEG- und Serum-Biomarker den Krankheitsverlauf abbilden, wie sich neuropsychiatrische Symptome und Medikamenteneffekte auf Progression und Alltagsabhängigkeit auswirken und welche Belastungen Angehörige tragen. Die Datenauswertung läuft kontinuierlich, Ergebnisse werden in internationale Konsortien eingespeist und tragen so zur weltweiten Alzheimerforschung bei.
Neben der Forschung bleiben Prävention und Aufklärung zentrale Anliegen: Mit der LETHE-AT Studie, die Ende dieses Jahres startet, wird untersucht, wie Lebensstilmaßnahmen wie Ernährung, Bewegung, kognitives Training, Schlaf und soziale Aktivität das Gedächtnis schützen können. Das Projekt, an dem auch die Medizinischen Universitäten Wien und Innsbruck, sowie die FH JOANNEUM beteiligt sind, erforscht, wie Menschen im digitalen und physischen Raum dabei unterstützt werden können, ihr Demenzrisiko zu senken und ihre kognitiven Fähigkeiten zu erhalten.
Einen umfassenden Überblick über die aktuellen Entwicklungen bietet die Jahrestagung der Österreichischen Alzheimer Gesellschaft, die vom 17. Bis 19. September 2025 an der Med Uni Graz stattfindet – inklusive eines eigenen Tages für Betroffene, Angehörige und Interessierte.
Jahrestagung der Österreichischen Alzheimer Gesellschaft 2025:
Datum: | 17. bis 19. September 2025 (Angehörigen- und Betroffenenveranstaltungen finden am 17. September statt) |
Ort: | Med Uni Graz, Hörsaal 6 |
Anmeldung und weitere Informationen: | Tag für Betroffene, Angehörige und Interessierte: https://alzheimer.congresspilot.com/angehoerigentag-2025/ |
Steckbrief: Stephan Seiler
Stephan Seiler ist Facharzt für Neurologie. Er studierte Medizin an der Medizinischen Universität Graz und begann dort seine Ausbildung zum Facharzt für Neurologie. Anschließend absolvierte er einen dreijährigen Forschungsaufenthalt an der University of California, Davis, mit dem Schwerpunkt auf MRT- Bildgebung bei Demenz und kognitivem Altern. Den Facharzttitel erwarb er am Klinikum Klagenfurt. Seit 2023 ist er an der Universitätsklinik für Neurologie in Graz tätig und leitet die Gedächtnisambulanz. Klinisch liegt sein Fokus auf der Diagnostik und Behandlung von Gedächtnisstörungen, wissenschaftlich auf dem Einsatz moderner bildgebender Verfahren zur Erforschung von Alterungsprozessen und Alzheimer-Erkrankung.