In Österreich kamen im Jahr 2024 rund 6,8 Prozent aller Kinder zu früh – also vor der vollendeten 37. Schwangerschaftswoche – zur Welt. Besonders vulnerabel sind dabei die 265 extremen Frühgeborenen, die vor der 28. Schwangerschaftswoche geboren wurden und umfassende intensivmedizinische Betreuung benötigen. Diese hochspezialisierte Versorgung kann nur an ausgewiesenen Perinatalzentren gewährleistet werden – wie an der Klinischen Abteilung für Neonatologie der Medizinischen Universität Graz. Ein neues Weiterbildungsformat soll Ärzt*innen durch eine einzigartige Kombination aus Theorie, Evidenz, klinischer Erfahrung und realitätsnahen Simulationstrainings die zentralen Fertigkeiten zur Erstversorgung und Reanimation von Frühgeborenen vermitteln.
Frühgeburt als Herausforderung
Die Grazer Abteilung gilt als Referenzzentrum in Österreich und hat ihre international anerkannte Expertise nun in einem neuartigen Weiterbildungsangebot gebündelt: Kürzlich fand an der Med Uni Graz erstmals der Kurs „Erstversorgung und Reanimation von Frühgeborenen: Physiologie, Evidenz und Simulationstraining“ statt.
„Dieser Kurs ist mit der gebotenen Mischung aus Theorie mit klinischem und wissenschaftlichem Hintergrund sowie dem intensiven praktischen Training einmalig im deutschsprachigen Raum und füllt eine wesentliche Lücke im neonatologischen Weiterbildungsangebot“, betont Gerhard Pichler, Leiter der Klinischen Abteilung für Neonatologie.
Von Theorie zu realitätsnaher Praxis
Im Rahmen des neuen Formats wurden zentrale klinische Aspekte in interaktiven Vorträgen und Fallpräsentationen vermittelt. Besondere Schwerpunkte lagen auf der Physiologie der ersten Minuten nach der Geburt sowie auf innovativen diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen im Bereich der Erstversorgung. Ergänzt wurde der theoretische Teil durch praktische Simulationen im Clinical Skills Center der Med Uni Graz, wo die Teilnehmenden essenzielle Fertigkeiten zur Stabilisierung und Reanimation von Frühgeborenen trainierten.
Positive Resonanz und Zukunftsperspektive
„Das Feedback der Teilnehmenden war ausgezeichnet. Das freut und bestätigt uns nicht nur, sondern wird sich auch zukünftig in einer regelmäßigen Abhaltung niederschlagen“, erklärt Lukas Mileder, Ausbildungsoberarzt an der Klinischen Abteilung für Neonatologie und Mitorganisator des Kurses. Mit insgesamt 16 Ärzt*innen aus sieben Bundesländern verdeutlichte die Premiere des Formats den hohen Bedarf an spezialisierter Weiterbildung auf diesem Gebiet.
Steckbrief: Lukas Mileder
Lukas Mileder ist Facharzt für Kinder- und Jugendheilkunde mit dem Additivfach „Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin“. Er war von 2018 bis 2025 stellvertretender Leiter des Clinical Skills Center der Medizinischen Universität Graz, ist aktuell der Leiter der "Paediatric Simulation Group Graz (PaeSiGG)" an der Univ.-Klinik für Kinder- und Jugendheilkunde und in der studentischen Lehre sehr aktiv. So ist er als Fachverantwortlicher für den Bereich "Neonatologie" in den Pflichtmodulen "Frauenheilkunde und frühe Lebensphase" sowie "Medizin des Kindes- und Jugendalters“ zuständig. Zudem ist Lukas Mileder stellvertretender organisatorischer Leiter der Universitätslehrgänge "Practitioner in Medical Simulation" und "Master of Medical Simulation (MMS)" an der Med Uni Graz.