Ukrainische Chirurg*innen auf Fortbildung an der Med Uni Graz - Foto: afridwi/AdobeStock.com

Grazer Know-how für ukrainische Chirurg*innen

Von 10. – 15. Oktober 2025 nahmen Vertreter*innen der Danylo-Halyzkyj-Nationalen Medizinischen Universität Lwiw (LNMU) im Rahmen eines Erasmus+ Fortbildungsaufenthalts an einem Kurs zur plastischen Rekonstruktion des Kopfs und Halses an humanen anatomischen Präparaten am Lehrstuhl für Makroskopische und Klinische Anatomie, Gottfried Schatz Research Center der Medizinischen Universität Graz teil. Das multidisziplinäre Team umfasste 12 Spezialist*innen aus den Bereichen Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Oralchirurgie, Allgemeinchirurgie, Traumatologie und Orthopädie und Gefäßchirurgie.
 

Der Kurs wurde vom Lehrstuhl für Makroskopische und Klinische Anatomie, unter Leitung von Niels Hammer und mit Unterstützung von Veronica Antipova gemeinsam mit dem International Office der Medizinischen Universität Graz organisiert und mit klinischen Kolleg*innen der Klinischen Abteilung für Plastische Chirurgie (Lars-Peter Kamolz und Stefan Spendel samt Team) und der Klinischen Abteilung für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (Wolfgang Zemann und Jürgen Wallner samt Team) durchgeführt. 
 

Außerdem wurde der Kurs vom Leiter des Büros des Gesundheitsministeriums (BMASGPK) an der ÖB Kyjiw, Martin Mühlbacher, dem Österreichischen Städtebund und von Andreas Wenninger vom OeAD-Kooperationsbüro Lwiw, OeAD Cooperation Office Lviv und Leiter des Ukraine Office Austria, Sektion V – Internationale Kulturangelegenheiten, Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten, ebenso wie von der UNIQA-Versicherung, unterstützt.
 

Im Rahmen der wissenschaftlich-praktischen Veranstaltung folgten die Teilnehmenden einer Reihe von Vorträgen und Demonstrationen über die Anatomie des Kopfs, des Halses und der oberen Extremität, über moderne chirurgische Ansätze in der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie sowie in der plastischen Chirurgie und über Techniken zur Entnahme von Transplantaten aus lokalen und entfernten (Unterarm-) Arealen.
 

Im praktischen Teil des Kurses wurden zahlreiche chirurgische Interventionen an Thiel-fixierten anatomischen Präparaten trainiert und klinische Fälle komplexer Gesichtsgeweberekonstruktionen evaluiert. Außerdem wurde eine Live-Übertragung einer Operation unter Leitung von Stefan Spendel aus dem Operationssaal der Univ.-Klinik für Hals- Nasen- und Ohrenheilkunde organisiert, bei der ein Zungentumor entfernt und der Defekt gleichzeitig mit einem vaskularisierten Unterarmlappen rekonstruiert wurde.
 

“Das in diesem Kurs erworbene Wissen und die praktischen Fähigkeiten sind heute, in einer Zeit anhaltender militärischer Aggression gegen die Ukraine, besonders relevant. Moderne Rekonstruktionstechniken sind für die Behandlung von verwundeten Soldat*innen und Zivilist*innen mit komplexen Schädel-Gesichts-Verletzungen dringend erforderlich. Die Stärkung unserer Fachkompetenz in diesem Bereich ist nicht nur für die Bereitstellung einer hochwertigen chirurgischen Versorgung von entscheidender Bedeutung, sondern auch für die Ausbildung einer neuen Generation von Spezialist*innen an unserer Universität, die in der Lage sein werden, diese dringenden klinischen Herausforderungen zu bewältigen”, so Kursteilnehmerin Yuliya Medvid vom Department of Surgical Dentistry and Maxillofacial Surgery in Lwiw.
 

Die Kursteilnehmenden erhielten auch einen Rundgang durch die Räumlichkeiten des Lehrstuhls für Makroskopische und Klinische Anatomie. Dabei hatten sie die Möglichkeit, sich mit den Methoden der Konservierung von anatomischen Präparaten sowie mit dem rechtlichen Rahmen der Steiermark zur Verwendung von Körperspender*innen-Gewebe für Forschung und Lehre vertraut zu machen.
 

“Die Durchführung einer Vielzahl chirurgischer Eingriffe an anatomischem Präparatmaterial wird zweifellos die chirurgische Versorgung bedürftiger Patient*innen in der Ukraine verbessern und das erworbene Wissen in den Ausbildungsprozess der Student*innen der LNMU einfließen lassen”, betont Yan Vares, Leiter des Lehrstuhls für Zahn-, Kiefer- und Gesichtschirurgie der Medizinischen Universität Lwiw, die Wichtigkeit des Fortbildungsaufenthaltes. 
 

Besonders erfreulich für die Teilnehmenden war, dass eine Stadtführung durch Graz mit einer ukrainisch-sprachigen Leitung arrangiert wurde, die den Teilnehmenden die reiche Geschichte der Stadt und die Traditionen der Steiermark näherbrachte.
 

Das erworbene Wissen und die praktischen Fertigkeiten werden künftig in der medizinischen Arbeit sowie in der Lehre Anwendung finden.

 

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