Pilzinfektion - AdobeStock/catalin

Mykologische Spitzenforschung an der Med Uni Graz

Die Med Uni Graz gehört im THE-Ranking zu den besten 200 Universitäten der Welt. Einen wichtigen Teil zu diesem Erfolg trägt die Forschung bei, die an der Med Uni Graz auf höchstem Niveau durchgeführt wird. Ein Beweis dafür ist eine Publikation, die es nun in das hochkarätige Journal „The Lancet Infectious Diseases“ geschafft hat. Martin Hoenigl von der Klinischen Abteilung für Infektiologie veröffentlichte als Erstautor eine multizentrische europäische Studie über die Diagnose und Behandlung der Candidämie, einer Pilzinfektion des Blutes, in der neuesten Ausgabe des weltbekannten Journals.


Die Gefahren der Candidämie

Die Candidämie beschreibt eine Erkrankung, bei welcher der Hefepilz Candida ins Blut gelangt und sich über den Blutstrom weiter im Körper verteilen kann. „Invasive Candida-Infektionen sind die häufigsten opportunistischen Pilzinfektionen weltweit. Opportunistische Infektionen beschreiben Erkrankungen, die einen schlechten Allgemeinzustand oder ein geschwächtes Immunsystem ausnutzen. Insbesondere auf der Intensivstation ist die Candidämie eine der häufigsten Blutstrominfektionen. Zunehmende Resistenzraten sowie neue, aggressivere Candida-Erreger, die sich durch die globale Erwärmung an die menschliche Körpertemperatur adaptiert haben, stellen uns vor große Probleme“, so Martin Hoenigl. In Graz gibt es jährlich mehr als 20 Fälle. Weltweit werden jedes Jahr in etwa 700.000 Candidämie-Erkrankungen registriert. Die Candidämie ist mit hohen Mortalitätsraten assoziiert.

In einer multizentrischen Studie, unter Beteiligung von 64 Institutionen in 20 Ländern, wurde untersucht, wie sehr sich die Befolgung aktueller klinischer Behandlungsrichtlinien auf die Mortalität der Patient*innen auswirkt. Diese internationalen Richtlinien wurden erstellt, um die Diagnose und Behandlung der Erkrankung zu verbessern. Deren Wirksamkeit wurde allerdings bisher unzureichend untersucht. Die sehr breit gefächerte und internationale Studie soll dabei helfen, die Datenlage zu verbessern, die Richtlinien auf ihre Effektivität zu überprüfen und Rückschlüsse auf weitere Verbesserungen der Behandlung zu ziehen.


Die Studie im Detail

Insgesamt waren 597 Patient*innen an der Studie beteiligt. Analysiert wurden in erster Linie die Mortalität nach 90 Tagen und der sogenannte EQUAL-Score, der die Qualität der Behandlung und die Befolgung der Leitlinienempfehlungen festhält. Allgemein ist die Sterberate bei einer Candidämie mit 43 % nach 90 Tagen hoch. Die Beachtung der internationalen Behandlungsrichtlinien konnte im Rahmen der Arbeit als äußerst wichtiger Aspekt bei der Reduzierung der Mortalität identifiziert werden. „Auffallend war, dass nicht nur die Befolgung der Leitlinien in ihrer Gesamtheit, sondern auch die Befolgung jeder einzelnen Leitlinienempfehlung separat mit niedriger Mortalität assoziiert war.“ Um Resistenzen, die bei Candida zunehmend gegen herkömmliche Antimykotika nachgewiesen werden, entgegenzuwirken, und um die Länge der Krankenhausaufenthalte zu reduzieren, werden aber neue antifungale Medikamente mit längerer Halbwertszeit und der Möglichkeit zur oralen Einnahme benötigt. „Jede*r sechste Patient*in mit Candidämie muss derzeit einzig zur Komplettierung einer intravenösen Antimykotika-Therapie länger im Krankenhaus bleiben, da es für einige Candida-Spezies keine wirksamen ambulant zu verabreichenden Medikamente gibt“, so Hoenigl.


Creating-Possible-Preis gewonnen

Die Forschung im Bereich der Pilzinfektionen von Martin Hoenigl an der Med Uni Graz wird auch von anderen Seiten anerkannt. So erhielt der Forscher mit einem Projekt zur Verbesserung der Diagnose bei pulmonalen Pilzmischinfektionen eine namhafte Förderung von 23.843 EUR für seine wissenschaftliche Arbeit. Gesponsert wurde der Creating-Possible-Preis vom Pharmazie- und Biotechnologie-Unternehmen Gilead Sciences.


Steckbrief Martin Hoenigl:

Nach seiner Habilitation zum Thema systemische Pilzinfektionen im Jahr 2012 und einem mehrjährigen Auslandsaufenthalt an der Abteilung für Infektionskrankheiten an der University of California San Diego ist Martin Hoenigl nun seit 2021 Assoziierter Professor für Translationale Mykologie an der Medizinischen Universität Graz. Martin Hoenigl ist der derzeitige Präsident der European Confederation of Medical Mycology, einer der größten Gesellschaften auf diesem Fachgebiet, und Autor von über 250 wissenschaftlichen Publikationen.

Kontakt

Assoz.-Prof. Priv.-Doz. Dr. med. univ.
Martin Hoenigl 
Medizinische Universität Graz
Klinische Abteilung für Infektiologie
T: +43 316 385 31425