Mikroskop

Adipositas: Teilnehmer*innen für Pilotstudie gesucht

Die Stoffwechselkrankheit Adipositas ist eine sogenannte Zivilisationskrankheit, die durch starkes Übergewicht mit krankhaften Auswirkungen gekennzeichnet ist. In einem neuen Pilotprojekt an der Medizinischen Universität Graz soll nun erforscht werden, ob die Stuhltransplantation (Fäkale Mikrobiota Transplantation – FMT) eine langfristige Lösung zur Behandlung der Adipositas und anderer Stoffwechselerkrankungen darstellen kann. Das Projekt wird vom Wissenschaftsfonds FWF gefördert.


Adipositas: Pilotstudie prüft neues Behandlungskonzept bei starkem Übergewicht

Wie die Daten aus der Gesundheitsbefragung 2019 der Statistik Austria zeigen, sind rund 34% der Österreicher*innen übergewichtig, zusätzliche 17% leiden sogar unter Adipositas. Die Adipositas ist eine anerkannte chronische Krankheit, die der Gesundheit langfristig großen Schaden zufügen kann. „Starkes Übergewicht geht mit einer deutlich eingeschränkten Lebensqualität einher und birgt außerdem ein großes Risiko für Folgeerkrankungen, wie Diabetes Mellitus, Bluthochdruck, Gelenksbeschwerden oder auch psychische Probleme“, fasst Julia Mader von der Klinischen Abteilung für Endokrinologie und Diabetologie der Med Uni Graz zusammen. Betroffene sind zudem auch oftmals einer Stigmatisierung durch ihre Umgebung ausgesetzt.

Bisherige Strategien zur Gewichtsreduktion sind nur begrenzt wirksam. Hier nennt die Wissenschafterin Maßnahmen wie eine Ernährungsumstellung, Integration von mehr Sport in den Alltag oder die Einnahme von Medikamenten. Auch chirurgische Behandlungsmethoden, wie Magenbypass-Operationen oder das Einsetzen eines Magenbandes, bedeuten durch die Verkürzung des Verdauungsprozesses auch einige Nachteile, da dem Körper nicht nur weniger Kalorien, sondern auch weniger Nährstoffe zugeführt werden. Daher wird im neuen Pilotprojekt „FMT in Obesity“ untersucht, ob eine Stuhltransplantation einen langfristigen Erfolg in der Behandlung der Adipositas mit sich bringen könnte.


Mikrobiom: Darmbakterien steuern auch das Körpergewicht

Das Mikrobiom – die Summe aller Bakterien, die den menschlichen Körper besiedeln – hat einen großen Einfluss auf unsere Gesundheit. Dieser Einfluss und die zugrundeliegenden Mechanismen werden an der Medizinischen Universität Graz schwerpunktmäßig in einer Vielzahl von Projekten erforscht. „Das Mikrobiom beeinflusst unter anderem unser Essverhalten, das Körpergewicht und den Stoffwechsel“, beschreibt Patrizia Kump von der Klinischen Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie der Med Uni Graz einige der vielen Bereiche, auf die das Mikrobiom wirkt. Sowohl die Art, als auch Anzahl und Zusammensetzung dieser Bakterien unterscheiden sich zwischen schlanken und übergewichtigen Menschen deutlich. „Aktuell dürfen wir in der Wissenschaft davon ausgehen, dass eine gestörte Darmflora maßgeblich für die Entstehung von Übergewicht verantwortlich ist“, so die Wissenschafterin. Daher ist die Wiederherstellung einer gesunden Darmflora das oberste Ziel für eine erfolgreiche Gewichtsabnahme und um das Normalgewicht in weiterer Folge auch halten zu können.


FMT in Obesity: Stuhltransplantation als Schlüssel gegen Adipositas?

Im Projekt „FMT in Obesity“ untersuchen die Wissenschafter*innen eine alternative, nicht-chirurgische Behandlung von Übergewicht. Dafür erhalten stark übergewichtige Personen eine Stuhltransplantation. Bei einer werden Darmbakterien, die aus dem gefilterten Stuhl von Spender*innen gewonnen werden, im Rahmen einer Darmspiegelung in den Dickdarm übertragen. „Da im Darm eine sehr hohe Anzahl an Bakterien unter sauerstoffarmen Bedingungen lebt und diese nicht außerhalb des Körpers gezüchtet werden können, dient dieses Verfahren zur Wiederherstellung einer gestörten Darmflora“, erklärt Patrizia Kump. Zusätzlich soll im Rahmen des Projekts untersucht werden, ob es Unterschiede im Ansprechen der Empfänger*innen nach Übertragung der Darmbakterien von schlanken Spender*innen oder Magenbypass-operierten Spender*innen gibt.

Die Empfänger*innen werden in einem Zeitraum von sechs Monaten in regelmäßigen Abständen untersucht, wobei das Ansprechen der Stuhltransplantation auf den Stoffwechsel und das Körpergewicht kontrolliert werden.


Wer darf an der Studie teilnehmen?

  • Alter: Mindestens 18 Jahre
  • Krankhafte Fettsucht (BMI ≥ 40 kg/m2)
  • Glukosetoleranzstörung oder nicht insulinpflichtiger Diabetes Mellitus
  • Keine vorhandene Immun-, Abwehrschwächen oder schwere systemische Erkrankungen (dazu gehören u.a. Krebserkrankungen, HIV-Infektionen, schwere Herzschwäche, Anwendung von Kortison und andere immunhemmende Medikamente)


Welche Vorteile erwarten Sie als Studienteilnehmer*in?

  • Kompetente ärztliche Betreuung während der gesamten Studiendauer
  • Ein ausführliches Check-Up
  • Kostenlose Ernährungsberatung
  • Aufwandsentschädigung (inkl. Erstattung von Fahrt- und Reisekosten)
  • Wichtige Beitragsleistung zur aktuellen Adipositas Forschung


Kontakt zur Studienteilnahme

Dr. Hesham Elsayed
Tina Pöttler
Mag. Amra Simic
Medizinische Universität Graz
Universitätsklinik für Innere Medizin
Klinische Abteilung für Endokrinologie und Diabetologie
Tel.: +43 316 385 78062
hesham.elsayed(at)medunigraz.at
tina.poettler(at)medunigraz.at
amra.simic(at)medunigraz.at


Steckbrief: Julia Mader

Julia Mader forscht und arbeitet an der Med Uni Graz als Internistin im Bereich Diabetes und Stoffwechselerkrankungen. Gemeinsam mit ihrem Team untersucht sie neue Technologien zur Behandlung und besseren Betreuung von Diabetes und Adipositas. Dadurch sollen negative Langzeitfolgen dieser Krankheiten verhindert werden.


Steckbrief: Patrizia Kump

Patrizia Kump forscht und arbeitet als Gastroenterologin mit Schwerpunkt chronisch entzündlicher Darmerkrankungen, Endoskopie und Neuroendokrine Tumore. Seit 2010 führt sie an der Med Uni Graz mit dem Studienteam der Klinischen Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie sowie dem Theodor-Escherich Labor Klinische Studien auf dem Gebiet der fäkalen Mikrobiota-Transplantation durch. Durch diese langjährige Expertise konnte sie auch maßgeblich zu nationalen und internationalen Richtlinien beitragen und so die Sicherheit dieser neuen Behandlungsstrategie optimieren.