Lungenfibrose ist eine unheilbare Lungenerkrankung, bei der sukzessive funktionales Gewebe durch Narbengewebe ersetzt wird. Die Lunge wird steifer und das Atmen fällt Patient*innen immer schwerer. Unglücklicherweise erkrankt eine Vielzahl an Lungenfibrose-Patient*innen zusätzlich noch an einer Begleiterkrankung der Lunge, dem Lungenhochdruck. Diese chronische Gefäßerkrankung führt zu einer Verengung der kleinen Blutgefäße, weshalb das Herz mit mehr Kraft Blut in die Lunge pumpen muss. Der Druck in den Gefäßen der Lunge steigt und das Herz ist dabei stärker belastet.
Wie Immunzellen die Gefäßvernarbung verringern können
Tritt diese schwere Erkrankung neben Lungenfibrose auf, dann bedeutet dies für Patient*innen einen massiv erschwerten Krankheitszustand und eine höhere Sterblichkeitsrate. Daher ist es wichtig, neue therapeutische Angriffspunkte für die Behandlung des Lungenhochdrucks bei Lungenfibrose-Patient*innen zu finden. Dies war das Ziel einer neuesten Studie von Katharina Jandl, Lehrstuhl für Pharmakologie am Otto Loewi Forschungszentrum der Med Uni Graz und LBI für Lungengefäßforschung, und ihren Kolleg*innen. Hier haben sich die Forscher*innen der Frage gewidmet, ob spezielle Immunzellen maßgeblich beim Krankheitsverlauf des Lungenhochdrucks beteiligt sind, und wenn ja, ob diese eine neue Therapiemöglichkeit darstellen.
Im Rahmen der Studie kamen die Forscher*innen zu wichtigen Erkenntnissen: Bei Lungenfibrose-Patient*innen ist nicht nur vermehrtes Narbengewebe in der Lunge, sondern auch direkt in den Lungengefäßen zu finden. Diese verengten und vernarbten Lungengefäße waren von einer Vielzahl von Immun- und Entzündungszellen besiedelt, jedoch fehlte eine ganz spezielle Art von Immunzellen fast komplett – die natürlichen Killer T Zellen (NKT Zellen).
Diese körpereigenen Killerzellen können eine Vielzahl an Abwehrmechanismen aktivieren und Botenstoffe aussenden. Die Forscher*innen stellten sich nun die Frage: „“Was passiert, wenn man die Funktionsfähigkeit der NKT Zellen wiederherstellt?“. In mehreren Versuchen konnte gezeigt werden, dass durch Aktivierung der NKT Zellen das Narbengewebe der Lungengefäße zurückgeht. Im Modell der Lungenfibrose konnte durch eine pharmakologische Aktivierung der NKT Zellen die Entstehung von Lungenhochdruck verhindert werden. Gleichzeitig beobachteten die Forscher*innen auch, dass sich nicht nur der Lungenhochdruck verbesserte, sondern auch die Lungenfibrose selbst. Um herauszufinden, welcher Mechanismus dahinterliegt, führten die Forscher*innen eine Vielzahl von Experimenten durch und entdeckten die STAT1-CXCL9-CXCR3 Achse als maßgeblich beteiligt. „Auch diese Achse kann in Zukunft neuere Therapiemöglichkeiten darstellen“ so Katharina Jandl.
Diese Studie zeigt außerdem, dass unterschiedliche Immunzellen verschiedenste wichtige Aufgaben haben. Manche Immunzellen können zu einer verstärkten Entzündungsreaktion führen, und manche, wie NKT Zellen, können der Vernarbung von Gefäßen entgegenwirken.
Die Studie wurde in der renommierten Fachzeitschrift „American Journal of Respiratory and Critical Care Medicine“ veröffentlich und zeigt das enorme Potential von Immunzellen in der Behandlung von Lungenhochdruck. Zur Publikation kommen Sie hier.