Verschiedene Tabletten in verschiedenen Farben

Sichere Medikamentenausgabe als Forschungsziel

Die Medizinische Universität Graz und der Digitalisierungsspezialist K-Businesscom haben eine Forschungskooperation vereinbart. In Zukunft soll künstliche Intelligenz den Kliniken helfen, die Medikamentenvergabe lückenlos abzusichern. Hintergrund: Jedes Jahr sterben weltweit tausende Menschen an einer falschen Medikation im Krankenhaus. Auf den Stationen herrscht bei der Ausgabe von Arzneimitteln an mehreren Stellen hohe Verwechslungsgefahr. Smart Medication soll dieses Sicherheitsproblem beheben.

„Bei der Zuteilung von Medikamenten im Spital passieren noch zu viele Fehler – diese Lücke gilt es zügig zu schließen“ sagt Gerald Sendlhofer, Leiter Qualitäts- und Risikomanagement, LKH-Universitätsklinikum Graz und Mitarbeiter der Research Unit for Safety and Sustainability in Health Care an der Med Uni Graz. Algorithmen, die nicht ermüden können, eignen sich in dieser Situation perfekt, um das stark beanspruchte Personal zu unterstützen.


Vier-Augen-Prinzip bei der Medikamentenvergabe

„In unserem gemeinsamen Forschungsprojekt, gefördert durch die Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft (FFG), setzen wir auf das Vier-Augen-Prinzip von Mensch und Maschine für eine sichere Medikation – dabei kommen intelligente Bilderkennungsverfahren zum Einsatz“, sagt Michael Baumgartner, Leiter Business Consulting, Health und Social Care bei K-Businesscom. Zunächst soll eine umfassende Datenbank mit den am häufigsten verordneten Medikamenten angelegt werden. Später greift die KI darauf zurück, wenn die Medikamentenschachteln an Patient*innen abgegeben werden. Die Technologie prüft dann automatisch, ob die korrekten Arzneimittel in der richtigen Dosierung im Dispenser sind. Dazu werden die Informationen mit der elektronischen Fieberkurve abgeglichen.


Die „letzten Meter“ zum Krankenbett lückenlos absichern

„Unser Forschungsprojekt fokussiert beim Weg der Medikamente zu den Patient*innen insbesondere auf die ‚letzten Meter‘“, sagt Michael Baumgartner. „Wir untersuchen, wie digitale Technik den Klinikalltag hier konkret verbessert.“ Gleichzeitig soll der Beitrag smarter Helfer gemessen werden, die schon täglich im Einsatz sind. Der digitale Visitenwagen enthält beispielsweise einen persönlichen „Medikamenten-Safe“. Zu Beginn der Visite scannt die Pflegekraft den Barcode am Handgelenk der Patienten. Erst dann öffnet sich die elektronische Patientenakte sowie das individuelle Arzneimittelfach - Verwechslung ausgeschlossen.

Zwei Jahre lang wollen die Forschungspartner untersuchen, welche handfesten Vorteile solche digitalen Helfer bringen. „Bereits in der eineinhalbjährigen Vorbereitungszeit haben wir hervorragend zusammengearbeitet“, sagt Gerald Sendlhofer. „Wir freuen uns schon auf die neuen Erkenntnisse, wie sich die Medikation in der Klinik künftig sicher gestalten lässt.“

Die Research Unit for Safety and Sustainability in Health Care, eine Forschungseinheit der Universitätsklinik für Chirurgie, c/o Klinische Abteilung für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie der Medizinischen Universität Graz, ist dies die erste universitäre Einrichtung, die sich explizit mit den Themen „Sicherheit und Nachhaltigkeit im Gesundheitswesen“ auseinandersetzt. In enger Kooperation und Vernetzung mit dem LKH-Univ. Klinikum Graz, Stabsstelle Qualitäts- und Risikomanagement werden relevante Themen im Bereich der Gesundheitsversorgung gemeinsam bearbeitet. Wir betreiben Forschung in den Bereichen „Patient*innensicherheit“ und „nachhaltiger Gesundheitsversorgung“ und unterstützen deren Implementierung in den medizinischen Alltag.

Ziel ist es, sich mit der Erarbeitung von patient*innensicherheitsrelevanten Aspekten, der Implementierung von Methoden, Tools oder Devices sowie deren Nachhaltigkeit zu befassen und somit einen wesentlichen Beitrag zur Patient*innensicherheit und nachhaltigen Gesundheitsversorgung beizusteuern. Das Projekt wird an der Med Uni Graz in Kooperation mit der Klinischen Abteilung für Endokrinologie und Diabetologie (Julia Mader), als Anwendungspartner, durchgeführt.