Schriftzug #geschlechterforschungmatters - BMBWF

Tag der Geschlechterforschung

#geschlechterforschungmatters: Am 1. März 2022 veranstaltet das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung erstmals den Tag der Geschlechterforschung. Dieser soll durch zahlreiche Aktivitäten die gesellschaftliche und wissenschaftliche Relevanz dieses Forschungszugangs Gleichstellung und Chancengerechtigkeit in den Vordergrund rücken und dessen vielfältige Beiträge zur Förderung von Exzellenz und Innovation aufzeigen. Zu diesem Anlass stellt die Med Uni Graz die Blockvorlesung „Gender-Medizin“ vor. 

 

Blockvorlesung „Gender-Medizin“

Geschlecht und Gender stellen wesentliche Einflussfaktoren in der Medizin dar, die zum Teil klar ersichtlich sind, zum Teil jedoch noch wenig bekannt bzw. erforscht sind. Um eine für alle Geschlechter optimale evidenzbasierte medizinische Versorgung zu gewährleisten, welche biologische, psychische und soziokulturelle Faktoren gleichermaßen einbezieht, ist es wichtig, eine entsprechende Perspektiven- und Wissensvermittlung frühzeitig und gezielt an Studierende heranzutragen. Dadurch soll sichergestellt werden, diese künftigen Protagonist*innen der medizinischen Lehre, Forschung und Praxis mit einem soliden Fundament für eine weiterführende gender-sensible Denk- und Handlungsweise auszustatten.

 

Methodik und Umsetzung

Mit diesem Ziel wurde an der Medizinischen Universität Graz beginnend mit dem Wintersemester 2021/22 eine Blockvorlesung zum Thema „Gender-Medizin“ in die curriculare Pflichtlehre integriert. Diese wird durch Lehrende getragen, die sich sowohl durch eine hohe klinisch-wissenschaftliche Expertise in ihrem Fachbereich auszeichnen, als auch durch ein besonderes Engagement in gender-sensiblen Zugangsweisen in Klinik, Forschung und/oder Lehre hervorstechen. Durch das Team von hochqualifizierten Lehrenden und eine schwerpunktmäßige Themensetzung im angewandten klinisch-wissenschaftlichen Bereich soll weiterführend eine hohe Vorbild- und Multiplikator-Wirkung erzielt werden.

Die Blockveranstaltung ist in das PM XVI Sozial-, Familien- und Präventivmedizin eingebettet und wird in einem Umfang von zehn Vorlesungseinheiten á 45 Minuten an zwei Nachmittagen abgehalten. Einleitend führen Vanessa Stadlbauer-Köllner sowie Angela Horvath in die Thematik ein und liefern einen Überblick über Gender-Aspekte bzw. Gender Gaps in Wissenschaft, Forschung, (medizinischer) Berufswahl und Karrierechancen. In diesem Rahmen wird Verena Kuckenberger die von ihr geleitete Gender-Unit der Med Uni Graz vorstellen und Bestrebungen der Med Uni Graz zur Erzielung einer Gender-Equality darlegen. Eva Reininghaus referiert als Vorständin der Univ.-Klinik für Psychiatrie und psychotherapeutische Medizin über gender-relevante Aspekte im psychologisch-psychiatrischen Bereich und geht dabei speziell auf die Auswirkungen und Belastungen der aktuellen Corona-Krise ein. Robert Zweiker berichtet über Geschlechts- und Gender-Unterschiede von Risikofaktoren, Symptomen und Auswirkungen kardiologischer Erkrankungen. Maria Steinböck beleuchtet die Position der Hausärztin und stellt Beispiele für gender-relevante Bedürfnisse, Anliegen und Kommunikation aus der allgemeinmedizinischen Praxis vor. Kathrin Ogris und Isabella Klasinc informieren aus rechtsmedizinischer Sicht über die Erkennung von Gewalt an Kindern, Erwachsenen und geriatrischen Patient*innen unterschiedlicher Geschlechter und soziokultureller Hintergründe und stellen in diesem Zusammenhang die klinisch forensische Untersuchungsstelle für Gewaltopfer der Gerichtsmedizin Graz vor. Gudrun Rumpold-Seitlinger thematisiert geschlechts- und gender-relevante Aspekte von Schmerz und Schmerztherapie. Das sich ändernde Familienbild, im Wandel begriffene Elternrollen und späte Mutterschaft bzw. die sich daraus ergebenden Konsequenzen und Herausforderungen für die Gynäkologie und Reproduktionsmedizin stehen im Fokus des Vortrages von Martina Kollmann. Barbara Obermayer-Pietsch beleuchtet endokrinologische Erkrankungen, darunter auch Transsexualität, Adipositas und Osteoporose, aus einer Gender-Perspektive. Christian Laback referiert über Transsexualität und Geschlechtsumwandlungen aus seiner plastisch-chirurgischen Expertise. Susanne Scheipl (Orthopädie) und Paul Puchwein (Traumatologie) erörtern orthopädisch-traumatologische Erkrankungsbilder, darunter Nacken- und Rückenschmerzen, Erkrankungen des Kniegelenkes und Fußes, Sturzneigung und Unfallrisiken bzw. -folgen, aus einem gender-fokussierten Blickwinkel.

 

Ausblick

Nach erfolgreicher Implementierung wird mittelfristig eine thematische Ausweitung der Blockveranstaltung angestrebt, beispielsweise unter Einbeziehung von Phoniatrie, Neurologie, Urologie, Kinderheilkunde und Geriatrie. Dabei ist es ein durchgängiges Ziel dieser Lehrveranstaltung, Aspekte aus der Frauen- und Männerforschung gleichermaßen zu berücksichtigen, ebenso wie Einflüsse des Lebensalters und soziokulturelle Hintergründe. Ergänzend ist die Vorstellung der Lehrveranstaltung in inner- und außeruniversitären Gremien und Einrichtungen, wie beispielsweise der Einführungsveranstaltung für Studierende oder auch des Forschungsfeldes für Sustainable Health Research, vorgesehen mit dem Ziel, eine weitreichende und nachhaltige Sensibilisierung für gender-relevante Inhalte in Lehre, Forschung und Praxis an der Med Uni Graz zu etablieren.