Ein Surfer im Meer

Corona-Sommerwelle: Was man vor dem Urlaub wissen sollte

Frage und Antwort. Die Sommer-Coronawelle nimmt weiter an Fahrt auf. In Österreich sowie in vielen beliebten Urlaubsländern steigen die Coronazahlen weiter an. Zehn Fragen und Antworten zur Sommerwelle geben Ines Zollner-Schwetz von der Med Uni Graz und Bernd Lamprecht vom Universitätsklinikum Linz im Interview mit der KLEINEN ZEITUNG.


1 Bisher konnten wir im Sommer immer durchschnaufen. Warum ist das heuer anders?
Dafür gibt es mehrere Gründe. Zum einen dürfte die Sommerwelle wohl mit der Tatsache in Zusammenhang stehen, dass die Variante BA.5 noch infektiöser ist. Dazu kommt, dass es kaum noch Maßnahmen gibt und sich das Virus so auch leichter verbreiten kann. Auch die Reisetätigkeit hat wieder zugenommen und Veranstaltungen mit vielen Menschen finden wieder statt. Und: Dass die Booster-Impfung bei vielen nun schon wieder länger zurückliegt, dürfte auch mit eine Rolle spielen.


2 Ist die Variante BA.5 gefährlicher als BA.2?
Das Robert-Koch-Institut gab bekannt, dass es keine Hinweise darauf gibt, dass BA.5 schwerere Verläufe verursacht oder tödlicher ist als die vorherigen Varianten. Dennoch sei „allein durch die starke Zunahme der Infektionsfälle“ auch eine höhere Zahl schwerer Verläufe zu beobachten.


3 Sollte man nun wieder Maske tragen?
Infektiologin Ines Zollner-Schwetz (Med Uni Graz) befürwortet das Maskentragen: „Meiner Ansicht nach ist die Maske im öffentlichen Raum absolut sinnvoll – also etwa in öffentlichen Verkehrsmitteln, bei Veranstaltungen und in Apotheken. Ich trage dort Maske und würde begrüßen, wenn das wieder allgemein so üblich wäre.“ Auch Lungenfacharzt Bernd Lamprecht (Kepler Universitätsklinikum Linz) befindet Masken überall dort für sinnvoll, wo Abstände nur schwer eingehalten werden können.


4 Ist regelmäßiges Testen wieder zu empfehlen?
„Zeigt man Symptome, sollte man sich jedenfalls testen lassen. Denn das macht es möglich, die Menschen in seiner Umgebung zu schützen“, so Lamprecht. Je nach Vorhaben, kann es auch ohne vorhandene Symptome sinnvoll sein, sich testen zu lassen, sagt Zollner-Schwetz: „Wenn ich jemanden besuche, der zur vulnerablen Gruppe zählt oder ein Treffen mit vielen Menschen geplant ist, ist es durchaus sinnvoll, davor einen Test zu machen, um eine asymptomatische Erkrankung auszuschließen.“


5 Wie kann man sich im Urlaub schützen?
Grundsätzlich gilt im Urlaub dasselbe wie zu Hause: „Viel anderes als daheim kann man auch gar nicht machen. Immerhin gibt es ja auch kein Medikament, das einfach in die Reiseapotheke gepackt werden kann“, so der Lungenfacharzt. Die Devise lautet also: Abstand halten, Hände waschen und in geschlossenen Räumen die Maske aufsetzen.


6 Was sollte jeder in den Urlaub mitnehmen?
Neben Maske und Desinfektionsmittel schadet es auch nicht, Coronaschnelltests in den Koffer zu packen, sagen die Experten. „Dann hat man im Falle von Symptomen einen Informationsgewinn und weiß, woran man ist“, so Lamprecht.


7 Gibt es im Hinblick auf Corona Gründe, seinen Urlaub noch abzusagen?
Dass man im Krankheitsfall zu Hause bleiben muss, ist klar. Ansonsten ist es schwer zu sagen, wann eine Absage wirklich die richtige Lösung ist, meint die Infektiologin: „Ich persönlich würde meine Reise streichen, wenn in den Medien schon berichtet wird, dass die Welle im Reiseland die Krankenhäuser überfordert.“ Dann riskiere man im schlimmsten Fall, dass kein Krankenhausbett verfügbar wäre, wenn man es benötigt. „An genauen Zahlen kann man so eine Entscheidung nicht festmachen. Das muss man individuell abwägen.“


8 Wer sollte sich jetzt den vierten Stich holen?
„Alle über 65 Jahre sollten sich – wie vom Nationalen Impfgremium empfohlen – schon jetzt und noch vor dem Urlaub den vierten Stich holen“, so Zollner-Schwetz. Dasselbe gelte für vulnerable Gruppen. Lamprecht sagt: „Die Impfung bietet den bestmöglichen Schutz vor schweren Erkrankungen und auch einen gewissen Schutz vor Infektionen.“


9 Brauchen auch Jüngere, die noch keine Infektion durchgemacht haben, den vierten Stich?
Die Empfehlung des Nationalen Impfgremiums in Bezug auf den vierten Stich bezieht sich derzeit nur auf vulnerable Gruppen und Menschen über 65. Auch ohne Empfehlung kann sich aber jeder Impfwillige erneut impfen lassen. „Wenn jemand sehr besorgt ist und noch nie eine Infektion durchgemacht hat, kann man sich auch gleich den vierten Stich holen“, so die Expertin. Der angepasste Impfstoff könnte laut EMA im September kommen – also nach der Sommerwelle.


10 Bedeutet eine Welle im Sommer, dass der Herbst entspannt wird?
Ganz so einfach ist es nicht. Ob eine Welle anrollt, hängt von mehreren Faktoren ab. Manche davon könnten für eine Welle im Herbst sorgen: „Wenn sich das Virus wieder verändert und es zu einer neuen Variante kommt, kann es sein, dass es auch im Herbst eine Welle gibt. Dazu kommt, dass wieder viel Zeit drinnen verbracht und dort auch in größeren Gruppen zusammengesessen wird“, so Zollner-Schwetz.

Textnachweis: Teresa Guggenberger, KLEINE ZEITUNG vom 13.07.2022