Flaggen wehen vor dem Campus

Im Interview: Hellmut Samonigg über die Med Uni

Die Med Uni Graz sieht sich im nationalen und internationalen Aufwind. Während eben der neue Campus fertiggestellt wird, will Rektor Hellmut Samonigg die Forschung noch weiter ausbauen.

Es ist Halbzeit der zweiten Amtszeit von Hellmut Samonigg, Rektor der Medizinischen Universität Graz. Quasi als „Geschenk“ wurde eben ein Ranking bekannt: Unter mehr als 500 Universitäten weltweit, die in den letzten 50 Jahren (neu) gegründet wurden, erreichte die Med Uni Graz Rang 20 – vor Wien und Innsbruck.

„Wir haben den Eindruck, dass wir auf einem sehr guten Weg sind.“ Samonigg weist darauf hin, dass man es 2021 erstmals unter die besten 200 Universitäten weltweit geschafft hat – nur die Uni Wien ist in Österreich auch in dieser Kategorie. Das könne sich zwar wieder ändern, sei aber doch ein Indiz, dass es seit Jahren bergauf gehe.

Und wenn man schon auf Kennziffern sieht, dann schaut der Rektor mit seinem Team gern auf die Budgetzahlen: „Wir haben es geschafft, die höchsten Steigerungen beim Budget von allen Unis herauszuholen“ – ein Plus von knapp 17 Prozent. Zum Vergleich: Med Uni Wien 13 Prozent, Med Uni Innsbruck 16 Prozent, TU Graz 12 Prozent, Uni Graz 9 Prozent. „Wir müssen sehr zufrieden sein“.

Dabei sind in diesen Zahlen gar nicht der Neubau und die Mietkosten für den zweiten Teil des MED CAMPUS dabei.

Der Zuwachs hängt auch mit dem Sonderbudget zusammen, dass für die Med Unis in Österreich (plus der Veterinärmedizinischen Universität und der Linzer Med-Fakultät) insgesamt ein Plus von 140 Millionen Euro bedeutet – die Grazer bekommen davon 36 Millionen Euro. „Die Mittel dienen vor allem dazu, bei der Infrastruktur am Laufenden zu bleiben“. Auch die Aufstockung der Studienplätze um 64 (auf künftig 400) zeigt sich in den Zahlen.

Wie wirkt sich das aus? Sechs Professuren werden neu eingerichtet, in den Bereichen Infektiologie, Gendermedizin (Schwerpunkt Versorgungsforschung), digitale Medizin, zwei Professuren im Bereich personalisierte Medizin (vorzugsweise Onkologie und Altersmedizin) sowie eine Professur im Bereich der Medizindidaktik.

Bei den Forschungsgeräten wird sich ebenfalls einiges tun. Es gibt etwa fünf Millionen Euro für bildgebende Verfahren im Bereich der Stoffwechselforschung und rund um die Biobank. Dazu kommen weitere Geräte im ZMF (Zentrum für Medizinische Forschung) und in den Forschungszentren, sodass insgesamt acht Millionen Euro investiert werden.

Die Tatsache, dass die Med Uni Graz national und international am aufsteigenden Ast ist, führt Samonigg unter anderem auf die Umorganisierung von Anschaffung und Betrieb von teuren Großgeräten zurück: „Wir schaffen sie nur einmal an und stellen sie dann zentral zur Verfügung. Sie werden also von der Uni betrieben und nicht von den einzelnen Forschungsinstituten. Das ist kosteneffizient und verbessert die Qualität im Betrieb. Ein solches Modell hat weder Wien noch Innsbruck“. Die positiven Auswirkung „spürt man schon jetzt. Es bewerben sich nicht zuletzt deshalb renommierte Forscher aus aller Welt“, so der Rektor.

Samonigg ist überhaupt stolz darauf, dass ein Teil der Forschungsinfrastruktur gar nicht den einzelnen Instituten zugeordnet ist, sondern im Wettbewerb vergeben wird. „Das bekommt ein Forscher, wenn er vorne ist, wenn er beispielsweise EU-Projekte einwirbt.“

Gern zeigt er Kurven her, wie sich die Zahl der Publikationen mit internationalen Kooperationen gesteigert hat, so dass bereits ein Drittel der Publikationen mit Übersee-Instituten durchgeführt wird. „Diesen Zuwachs an Budgetmitteln gibt es ja nicht nur deshalb, weil wir in Wien so hart verhandelt hätten. Sondern weil die Kennzahlen so sind“. Etwa 1000 Publikationen werden pro Jahr mit internationalen Partnern verfasst, klingende Namen wie Charite Berlin, Harvard, University College of London sind dabei.

Unterstützt wird die Med Uni bei der strategischen Weiterentwicklung jetzt von einem internationalen Beratungs-Gremium. Eines der Mitglieder ist der Arzt und renommierte Forscher Heiko von der Leyen, der Gatte der EU-Präsidentin.

Ein weiteres Indiz: Das Zentrum für Wissens- und Technologietransfer wird zusammen mit dem Land Steiermark weiter ausgebaut, denn man sei schon total ausgebucht.

Der neue Campus ist ein beherrschendes Thema. Im September startet die Besiedelung, die Eröffnung des gesamten Komplexes wird 12. Mai 2023 sein. Rund eine halbe Milliarde Euro werden dann investiert sein. Es ist zweifelsohne das „Kind“ von Hellmut Samonigg, der 2004 mit den ersten Überlegungen begonnen, die Initiative geleitet hat und diese Rieseninvestition bei der Politik durchgesetzt hat.

In Fußballfeldern ausgedrückt, entspricht das mehr als sechs Feldern, davon sind zwei als Forschungsflächen gewidmet und eines den Hörsälen zuzurechnen. Dabei geht es immer nur um die sogenannten vorklinischen Institute, die klinischen Institute befinden sich ja am LKH-Uni-Klinikum.

Was zum speziellen Umfeld der Med Uni führt. Ein Teil der Uni-Angehörigen (1200) sind am Uni-Klinikum tätig. Mit Gerhard Stark hat hier Samonigg ein neues Gegenüber in der Kages. Verbunden ist man auch über den sogenannten „klinischen Mehraufwand“. Damit wird vom Bund die Forschungs- und Lehrtätigkeit der Uni im Klinikum abgegolten – etwa 74 Millionen Euro pro Jahr. Samonigg will gemeinsam mit der Kages beim Bund vorstellig werden, um für das Klinikum neue Mittel zu erschließen. Das komme nicht nur der Forschung und Lehre, sondern immer auch direkt der Patientenversorgung zugute.

Textnachweis: Norbert Swoboda, Kleine Zeitung vom 21.02.2022