Spätestens seit 2020 sind die Themen Pandemie sowie deren Eindämmung und Verhinderung in den Mittelpunkt gerückt. Im Fokus des EU-Projekts EVORA (European Viral Outbreak Response Alliance) steht die Vorbereitung auf die nächste globale Gesundheitsgefahr. Es vereint die Expertise verschiedener europäischer Forschungs- und Gesundheitsorganisationen, um sich bestmöglich auf eine mögliche zukünftige Pandemie vorzubereiten. Im Rahmen dessen war die Med Uni Graz vom 16. bis 18. Juni 2025 Gastgeberin der EVORA-Jahresveranstaltung und lud zur Round-Table-Diskussion mit anschließender Live-Demonstration einer mobilen Isoliereinheit für die Patient*innenversorgung im Fall von hochinfektiösen Erkrankungen ein.
Internationale Expert*innen diskutierten über zukünftige Strategien zur Pandemie-Vorsorge
Im Rahmen eines hochkarätig besetzten Round Tables zum Thema Pandemic Preparedness kamen an der Medizinischen Universität Graz Expert*innen aus ganz Europa zusammen. Vertreter*innen aus Bereichen wie Regierungsbehörden, Tiergesundheit, Seuchenkontrolle, Biobanken, Hochsicherheitslaboratorien (BSL-4), dem öffentlichen Gesundheitswesen, Kliniken und der Public Health-Forschung diskutierten zentrale Herausforderungen und notwendige Maßnahmen für eine zukunftsfähige Pandemievorsorge.
Ein zentraler Punkt der Diskussion war die Rolle von BSL-4-Laboren in der präklinischen und klinischen Forschung. Einigkeit herrschte darüber, dass sichere und spezialisierte Infrastrukturen essenziell sind, um mit neuartigen oder hochpathogenen Erregern umgehen und entsprechende Diagnostika, Impfstoffe und Therapeutika entwickeln zu können. Gerade vor dem Hintergrund zunehmender globaler Mobilität, des Klimawandels und der Ausbreitung ehemals tropischer Krankheiten auch in Europa wird der Bedarf an hochsicherer Laborkapazität und koordinierten Reaktionsstrukturen weiter steigen.
Als weitere zentrale Themen wurden die Notwendigkeit eines verbesserten europäischen Infrastrukturnetzwerks sowie die konsequente Umsetzung der Lehren aus der COVID-19-Pandemie hervorgehoben. Es gilt, bestehende Schwachstellen zu identifizieren und Maßnahmen zur verbesserten Früherkennung und Kontrolle von Infektionskrankheiten weiter auszubauen. Auch die Rückverfolgung neuartiger Viren und der Einfluss des globalen Reiseverkehrs als Infektionstreiber wurden kritisch beleuchtet.
Unter dem übergeordneten Leitgedanken der „One Health Responsibility“ – dem Verständnis, dass Mensch, Tier und Umwelt untrennbar miteinander verbunden sind – betonten die Teilnehmer*innen die Notwendigkeit eines ganzheitlichen, interdisziplinären Ansatzes zur Pandemievorsorge. Die Medizinische Universität Graz leistete mit der heutigen Veranstaltung einen wichtigen Beitrag zur europäischen Vernetzung und zum gemeinsamen wissenschaftlichen und strategischen Austausch.
Die Mission von EVORA
EVORA hat sich zum Ziel gesetzt, einen umfassenden und koordinierten Rahmen zu schaffen, um die Kapazitäten der Europäischen Union für Forschung und Maßnahmen angesichts von Bedrohungen durch Infektionskrankheiten zu bündeln. Dies reicht von Maßnahmen im Bereich der Kommunikation und des Qualitätsmanagements bis hin zur Erarbeitung von politischen Empfehlungen für die EU und darüber hinaus.
Im Rahmen des Projekts soll darauf hingearbeitet werden, dringende Bedürfnisse im Zusammenhang mit der Entstehung viraler Krankheitserreger zu adressieren. Zu den Themen, die durch die Projektmitarbeiter*innen gelöst werden solle, gehören fragmentierte Forschung, zu geringe Kapazitäten in Hochsicherheitslaboren und Isoliereinheiten für Patient*innen, regulatorische Hindernisse und Governance-Probleme. So sollen im Laufe des Projektes ein robustes, EU-weites Netzwerk mit passender Infrastruktur und ein gemeinsamer Aktionsplan für zukünftige Pandemien entwickelt werden.