Klatschende Haende

Steirer des Tages: Alexander Rosenkranz

Arzt werden, das kam Alexander Rosenkranz selbst nie in den Sinn. "Aber wenn alle deine Freunde, mit denen du in die Berge gehst, Medizin studieren ...", erinnert er sich an Schulzeiten zurück. In gewisser Weise habe er es also dem Gruppenzwang zu verdanken, dass er heute Vorstand der Grazer Universitätsklinik für Innere Medizin, Professor an der Med Uni Graz und seit Kurzem Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Innere Medizin (ÖGIM) ist: "Rückblickend kann ich es mir nicht mehr anders vorstellen." Als Präsident vertritt Rosenkranz mehr als 3100 Ärztinnen und Ärzte nach außen.

Selbst hat er 1989 in Wien promoviert. Nach zweieinhalb Jahren an der Harvard Medical School in Boston und elf Jahren an der Innsbrucker Klinik kam er 2011 mit seiner Frau und seinen zwei Kindern nach Graz. Der erste Kommentar der Tochter, die gerade aus der Volksschule kam und die Berge gewohnt war: "Es ist hier alles so weit." Das habe den Vater damals zum Lachen gebracht. Ansonsten sei der Familie der Umzug nicht schwergefallen. "Die Steiermark ist wahnsinnig schön", meint Rosenkranz. In kurzer Zeit sei man im Grazer Bergland – gepaart mit der Kultur in der Stadt, "die optimale Kombination", sagt er. In den Bergen ist er immer noch gerne unterwegs. "Für mich ist das ein komplettes Abschalten, du denkst nicht mehr an die Arbeit, du bist nur im Jetzt."


Digitalisierung hat die "Steinzeit" abgelöst

Als Internist und Nephrologe (Nierenfacharzt) sind sein Spezialgebiet innere Erkrankungen, genauer Autoimmunerkrankungen und Entzündungen. Für seine Arbeit und Forschung erhielt Rosenkranz etliche Preise. Als Präsident der ÖGIM will er dafür sorgen, dass die Ausbildung modernisiert wird. Das erfordern die heutigen Zeiten, sagt Rosenkranz. "Das medizinische Arbeiten hat sich sehr verändert." Es sei wesentlich mehr zu dokumentieren – etwa Patientendaten –, gleichzeitig habe die Digitalisierung die "Steinzeit" abgelöst.

Nach wie vor sei es aber vor allem eines, was einen guten Arzt ausmacht, so der 59-Jährige: "Empathie, Empathie, Empathie." Man müsse auf die Leute zugehen und sie abholen. Und dabei nicht unterscheiden: "Ein Junkie braucht genauso die Aufmerksamkeit wie ein Manager mit dem klassischen Herzinfarkt oder ein alter Mensch, der im letzten Abschnitt seines Lebens ist."


Zur Person

Alexander Rosenkranz wurde 1962 in Wien geboren. 1989 promovierte er an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien. Im Februar 2011 wurde er an der Medizinischen Universität Graz zum "Professor für Innere Medizin mit dem Schwerpunkt Nephrologie" berufen und steht der entsprechenden Abteilung in der Universitätsklinik Graz vor. Als neuer Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Innere Medizin vertritt er seine Kollegen. Er lebt mit seiner Familie in Graz.

Seine Leitfrage im Spital: "Wie möchte ich haben, dass mit mir selber umgegangen wird?" Es gebe aber akuten Handlungsbedarf, damit Ärzte und Pflegekräfte nicht an der Verantwortung und dem Druck – vor allem in der Pandemie – zerbrechen, meint Rosenkranz. Da kommt der Internist wieder auf das große Ziel zurück: Um den Gesundheitsbereich zu entlasten, müsse man bessere Ausbildungsmöglichkeiten schaffen, damit mehr Junge nachkommen.

Textnachweis: Kleine Zeitung, Anna Stockhammer, 09.02.2022